Die Schilddrüse ist der Schrittmacher unseres Organismus, durch die von ihr produzierten Hormone wird unser Stoffwechsel, der Herzschlag, die Insulinwirkung und quasi jedes Organ beeinflusst.
Unsere Schilddrüse ist eine kleine Prinzessin, sie möchte ihre Ruhe, viele gute Nährstoffe und sie spürt sehr schnell, wenn wir mal schludern. Besonders lange stressige Phasen, mag sie gar nicht, dann feuern nämlich unsere Nebennieren mit Stresshormonen und unsere Schilddrüse muss die benötigte Energie zur Verfügung stellen und auch Prinzessinnen werden irgendwann einmal müde.
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass viel mehr Frauen als Männer an Schilddrüsenproblematiken leiden? Scheinbar ist das unter anderem genetisch bedingt, das doppelt vorhandene X-Chromosom bei Frauen, könnte hier nachteilig wirken[1]. Besonders häufig beobachte ich in der Praxis Schilddrüsenunterfunktionen und Hashimoto, dabei ist die Autoimmunerkrankung Hashimoto eine Systemerkrankung, die sich durch Zerstörung von Schilddrüsengewebe zeigt. Besonders schwierig wird es aber, wenn zwar keine manifeste Unterfunktion und auch kein Hashimoto festgestellt werden kann, die Patientin aber trotzdem Symptome zeigt, oder unter einer Hormontherapie mit Schilddrüsenhormonen, keine Symptomverbesserung erreicht werden kann.
…was passiert eigentlich in unserer Schilddrüse?
Die Ausschüttung der wichtigsten Hormone der Schilddrüse, größtenteils T4 und etwas T3, werden über TSH stimuliert, welches durch TRH stimuliert wird. Dieses System reguliert sich über Feedbackschleifen selbst. Wichtig ist, dass auch die übergeordneten Systeme, also Hypophyse und Hypothalamus, Ursache einer Symptomatik sein könnten.
Calcitonin ist ein weiteres Hormon der Schilddrüse, welches Einfluss auf unser Knochenwachstum hat, aber darum soll es heute nicht gehen. Die Bildung von T4 ist abhängig von Tyrosin, Jod, Zink und Eisen. Du weißt ja wie das ist, bei Prinzessinnen, sie werden schnell beleidigt, so auch unsere Schilddrüse, kommt es zum Beispiel zu einem Jodmangel, versucht unsere Schilddrüse über Vergrößerung und Vermehrung ihrer Zellen, mehr Jod aufzunehmen und zu speichern, dass sie dabei nicht mehr so hübsch aussieht (Kropf!), ist ihr ziemlich egal. Laut der nationalen Verzehrsstudie 2, liegen übrigens, ohne die Verwendung von jodiertem Speisesalz, 96% der Männer und 97% der Frauen unter der empfohlenen Jodzufuhr. Ausreichend Jod kann über eine bewusste Ernährung aufgenommen werden, von Jodtherapien auf eigene Faust, rate ich ab.
In der Peripherie wird T4, über verschiedene Dejodasen zu freiem T3 und teils zu reversem T3 konvertiert. Für die Konversion zu freiem T3 benötigst du Selen. Freies T3, bzw. fT3, ist primär für die Schilddrüsenhormonwirkungen verantwortlich, da es eine ca. 10 x stärkere Bindung an Rezeptoren hat als freies T4 (fT4). Freies T3 ist also dein wichtigster Spieler für die Effekte der Schilddrüsenhormone.
Die Schilddrüsenhormone bewirken unter anderem eine Erhöhung der Insulinwirkung, die Regulierung von Herzschlag, Sauerstoff, Fettauf- und Abbau, die Blutgerinnung, den Eiweißumsatz und die ATP-Bildung in den Mitochondrien; wenn du zu wenig Schilddrüsenhormone zur Verfügung hast, merkst du das meist an einer trägen Verdauung, Verstopfung, Haarausfall, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, sowie Gewichtszunahme, wenig Appetit und ausbleiben der Regelblutung.
Aber was ist nun mit reversem T3, bzw. rT3?
Eigentlich ist rT3 eine Autoregulation gegen zu hohe fT3-Spiegel, denn es besetzt zwar die Rezeptoren, führt aber nicht zu einer Wirkung. Zwar hat fT3 scheinbar schöne Wirkungen, aber ein Zuviel des Guten führt zu Herzrasen, Durchfall, Heißhunger, Gewichtsverlust, Muskelschmerzen und Zyklusstörungen. Bei starkem Stress, Trauma, Depression, psychischem Stress, Anorexie, großen Entzündungen, unter der Einnahme spezifischer Medikamente, bei Selenmangel und bei schweren Lebererkankungen, kann es aber zu einer Hemmung der 5‘-Dejodase kommen.
(Der wie bitte?)
Die 5‘-Dejodase ist wichtig für die Konversion von T4 zu T3, sie sorgt also dafür, dass das potente fT3 gebildet wird. Durch die Hemmung der 5‘-Dejodase wird mehr reverses T3 gebildet, dieses blockiert dann die Rezeptoren und die folgenden Symptome sind dann die einer Hypothyreose:
Bei dieser „funktionellen Hypothyreose“ ist genügend T4 vorhanden, die Patienten leiden nur unter dem T3-Mangel in der Peripherie, im Rahmen einer Therapie mit Schilddrüsenhormonen, profitieren die Patienten hier häufig von einer kombinierten Gabe von T4 und T3. Wenn unter einer Schilddrüsenhormontherapie also keine Besserung eintritt, lohnt es sich einmal das ft3/rt3 Verhältnis zu kontrollieren.
Da die Untersuchung auf rT3 noch relativ unbekannt ist und teils in vielen Laboren noch nicht getestet wird, etabliert sich das ganze erst seit kurzem. Wie du dir wahrscheinlich schon gedacht hast, ist unsere Schilddrüse nicht schuld an diesem Mechanismus, aber als Prinzessin leidet sie natürlich unter den schlechten Bedingungen, wenn du es schaffst das Grundproblem zu regulieren, erholt sich auch deine Prinzessin wieder.
Wichtig ist – wenn du mich kennst, weißt du das – eine gute Anamnese, die richtigen Blutwerte, der Ausschluss anderer Organe oder übergeordneter Regelgrößen und eine ganzheitliche Therapie. Stell sicher dass deine Prinzessin wichtige Nährstoffe erhält und gönne ihr ein entspanntes Dasein, mit möglichst wenig Stress und einem gesunden Lifestyle…
… Prinzessinen lieben das!
Übrigens…
… freue ich mich über Support und Austausch in jeglicher Form! Folge mir doch gerne auf Instagram, dort findest du weitere interessante Beiträge und auch meine Geschichte mit der funktionellen Hypothyreose. Ich freue mich wenn du das Herz klickst, mir einen Kommentar hinterlässt und diesen Beitrag mit deinen Freunden teilst! 🙂
Quellen:
Schilddrüsenhormone – Regulation und Substitution, Dr. Prof. Michael Derwahl, 2013
0 Kommentare