Ernährung bei Endometriose – was ist wirklich wichtig?

von | Mrz 28, 2024 | Ernährung, Frauen, Hormone | 0 Kommentare

Was eine Endometriose ist, hast du im letzten Beitrag lesen können. Ob bei dieser Krankheit die Ernährung auch eine Rolle spielt? Laut Studien ist das alles noch sehr unklar. Aus ganzheitlicher Sicht würde ich behaupten: Ernährung spielt IMMER eine Rolle, egal bei welcher Erkrankung, ob Depression, Arthrose, Rheuma oder Diabetes, wie du dich ernährst hat großen Einfluss auf alle Abläufe in deinem Körper.

Endometriose

Wie du bereits weißt, ist Endometriose eine Erkrankung, bei welcher endometriumartige Zellverbände außerhalb der Gebärmutter zu finden sind. In den meisten Fällen finden sich diese Zellen im kleinen Becken und führen primär zu Unterbauchschmerzen, vor allem während der Periode. Bei der Entwicklung einer Endometriose scheinen hormonelle, genetische und entzündliche Faktoren eine Rolle zu spielen. Es kursieren eine Reihe an Theorien, wie es zu einer Endometriose kommen könnte, im Mittelpunkt stehen aber immer Entzündungsreaktionen.

Endometriose steht oft im Zusammenhang mit Darmerkrankungen und Reizdarm, es liegt also nahe, dass eine ungünstige Ernährung, über Veränderungen des Darmmikrobiom und durch Störungen der Darmbarriere, Entzündungsprozesse erhöhen könnte. Allgemein führt ein erhöhtes Entzündungspotential im Körper zu einer Erhöhung der Schmerzwahrnehmung[1]. Daraus lässt sich schließen, dass PMS und Schmerzen während der Periode, durch Entzündungsprozesse, verschlimmert werden.

Gibt es die richtige Ernährung?

In einer Studie von 2021, kommt man nach Sichtung der Studienlage, auf das Ergebnis: Die Studienergebnisse reichen nicht für eine fundierte, individuelle Ernährungsempfehlung bei Endometriose aus und es gelten die Empfehlungen der deutschen Gesellschaft für Ernährung, allerdings sollte man Alkohol meiden. Die Ergebnisse der Studien, geben aber erste Hinweise, auch wenn du bei der Umsetzung individuell testen solltest, welche Strategie für dich am besten funktioniert.

Deborah Rittwagen, Endometriose

Schadstoffe

Schadstoffe finden wir in fast jedem Nahrungsmittel, von Pestiziden über Antinährstoffe wie Saponine und Lektine, bis hin zu Gluten und Transfettsäuren – von wegen DGE, welche Getreide ans Fundament unserer Ernährung setzt… Ernährung bedeutet auch immer, dass wir eine gewisse Menge Schadstoffe aufnehmen, gegen welche unser Körper sich behaupten muss.

Als primäres Entgiftungsorgan spielt bei der Entgiftung vor allem unsere Leber eine Rolle, aber auch unsere Barrieren (Haut und Schleimhäute) müssen funktionieren. Mit einer besonders großen Kontaktfläche solltest du hier auch an den Darm denken.

Zuerst solltest du also herausfinden wie es deinem Verdauungssystem geht (Darm, Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse). Das geht z.B. über eine genaue Anamnese, Stuhl- und Blutproben beim Heilpraktiker oder Experten deines Vertrauens. Darüber findest du z.B. heraus ob deine Darmbarriere funktioniert wie sie soll, ob du die aufgenommene Ernährung aufnehmen kannst und wie es um dein Darmmikrobiom steht. Bei einer geschädigten Darmbarriere hast du, wie gesagt, ein erhöhtes Entzündungspotential und, wie gesagt, eine erhöhte Schmerzwahrnehmung.

Merke

Je stärker dein Darm geschädigt ist, desto weniger Schadstoffe können kompensiert werden. Eine gute Anamnese ist also der erste Schritt.

Fette

Studien widersprechen sich, was den Verzehr von gesättigten Fetten angeht. Eine Studie aus 2018 zeigte, dass der Konsum von mehr als 2 Portionen rotem Fleisch pro Tag, zu einem 56% gesteigertem Risiko für Endometriose führte. Diese Ergebnisse waren aus der „Nurses-Health-Study“, deren Aufbau und die Validität der Ergebnisse muss aber kritisch betrachtet werden.

Genauso bei Transfetten, wieder widersprüchliche Ergebnisse bei der Studienlage, allgemein gelten Transfette aber als schädlich, da sie mit höheren Spiegeln von Entzündungsmediatoren in Verbindung stehen (TNF-alpha, Interleukin 6 und C-reaktives Protein). Ich würde dir empfehlen Produkte mit Transfetten zu vermeiden.

Deborah Rittwagen, Endometriosebehandlung, natürliche Endometriosebehandlung

Einfach ungesättigte Fettsäuren, aus Olivenöl, Nüssen und Milch, wirken antioxidativ und antientzündlich, trotzdem konnten Studien auch hier keine eindeutige Tendenz erkennen.

Und zuletzt: Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, diese findest du in Fisch, Algen und wieder in Nüssen – sie regulieren und reduzieren Entzündungsprozesse. Studien zeigten hier einen eindeutigen positiven Einfluss auf Endometrioseherde. So werden hohe EPA-Werte (Omega 3 aus Fisch, Fleisch oder Algen) mit einem bis zu 82%igen reduzierten Risiko für Endometriose in Verbindung gebracht. Ein gutes Omega 3 zu Omega 6 Verhältnis, ist ein wichtiger Faktor für deine allgemeine Gesundheit und bei der Bekämpfung von Erkrankungen. Da wir, speziell in Deutschland meist zu wenig Omega 3 konsumieren, empfehle ich dir hier eine zusätzliche Supplementation.

Ballaststoffe und Kohlenhydrate

Ballaststoffe werden an jeder Ecke empfohlen, die Datenlage hier ist aber immer noch eher dünn, speziell was Vollkornprodukte angeht, denke ich, dass der Nachteil durch die, in der Schale enthaltenen Antinährstoffe der Pflanze, die Vorteile bei weitem überwiegt.

Mehrere Studien konnten keinen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Ballaststoffen und der Entstehung von Endometriose finden – weder Nutzen noch Risiko – nur eine Studie brachte eine erhöhte Ballaststoffaufnahme mit einem erhöhten Endometrioserisiko in Verbindung, jedoch handelte es sich um eine eher kleine Studie. 

Ich empfehle meinen Patienten generell selten Vollkornprodukte zu verzehren und auch von anderen Weizenprodukten die Finger zu lassen. Sauerteigbrot wäre noch eine akzeptable Alternative, aber auch bei Endometriose? Generell wurde in Studien gezeigt, dass Insulin und Insulin-like-growth-Factor 1 das Wachstum von Endometrioseherden anregt. Außerdem fördert eine erhöhte Ausschüttung dieser beiden, den Anstieg von Östrogen (Hyperöstrogenismus).

Wie du bereits aus meinem letzten Blogbeitrag weißt, ist Endometriose östrogenabhängig, hier finden wir also eine besonders ungünstige Kombination; und wer ist der Bösewicht? Durch die Aufnahme von kurzkettigen Kohlenhydraten (z.B. einfacher Haushalts-Zucker) wird dieser „Hyperinsulinismus“ ausgelöst, aber auch Übergewicht und Leberprobleme und ständiges „über-den-Hunger-essen“, führen zu (krankhaft) erhöhten Insulinspiegeln. Das Endergebnis könnte dann ein Diabetes mit allen damit einhergehenden Problemen sein.

Ballaststoffe sind aber z.B. auch in Süß – und normalen Kartoffeln, Haferflocken, Buchweizen, sowie in Gemüse und Obst. Es gibt also durchaus sinnvolle Quellen neben Vollkornprodukten. Die Menge, welche für dich sinnvoll ist, hängt von deiner individuellen Gesundheit und persönlichen Verträglichkeit ab und pauschal lässt sich nicht sagen: Je mehr desto besser.

Deborah Rittwagen, Endometriose Basics

Kaffee

Auch hier – keine eindeutige Studienlage, aber dennoch Hinweise, denn Kaffee kann Östrogen und Östroein in der Follikelphase erhöhen und führt oft zu reduziertem verfügbaren Testosteron. Kaffee könnte also mit Östrogen-bedingten Krankheiten in Verbindung stehen. Wenn du unter Endometriose leidest, würde ich dir empfehlen den Kaffee wegzulassen, bzw. stark zu reduzieren. Stattdessen kannst du das tägliche schwarze Gift z.B. durch Matcha oder Chai ersetzen ersetzen, das ist nicht perfekt, aber besser als Kaffee!

Alkohol

Endlich sind wir uns mal einig! Bei Alkohol konnte eine signifikante Korrelation mit Endometriose festgestellt werden! Hier sind wir uns also einig – Alkohol ist schlecht für die Gesundheit, aber gut um Endometriose zu verstärken. Warum? Alkohol erhöht die Aromatase-Aktivität und damit die Östrogenverfügbarkeit, außerdem steht Alkohol im Zusammenhang mit entzündlichen Erkrankungen, mit einem reduzierten Immunsystem und einer verminderten Fruchtbarkeit.

Alkohol bei Endometriose und auch bei anderen Hormonbedingten Erkrankungen und Entzündungsprozessen, ist also keine gute Idee!

Deborah Rittwagen, Endometriose Basics

Histamin

Histamin befindet sich in jedem Lebensmittel, du kannst es also nicht komplett vermeiden und das musst du auch nicht. ABER Histamin hat auch Einfluss auf die glatte Muskulatur deiner Gebärmutter und kann, bei Überschuss, Krämpfe verschlimmern. In Tierstudien beispielsweise wurde gezeigt dass eine Stabilisierung der Mastzellen, Endometriose Symptome verbessern konnte[2]. Ich empfehle dir deswegen, speziell ab dem Eisprung, histaminarm zu essen. Meide stark verarbeitete Lebensmittel, Rotwein, Schokolade, Pizza, Salami und alles was Spaß macht.

Auf was du achten solltest:

  • Achte auf gute Fettquellen, besonders Omega-3-haltiger Fisch, sowie Olivenöl und Nüsse sind günstig. Wenn du wenig Fisch verzehrst, empfehle ich dir die Einnahme von Omega-3 über Nahrungsergänzungsmittel.
  • Lass dein Verdauungsystem checken und passe deine Ernährung, an deine individuelle gesundheitliche Situation an. Bei Reizdarm und anderen Darmproblemen benötigst du eventuell spezifische Nährstoffe und die Hilfe von einem Experten um wieder ins Gleichgewicht zu kommen.
  • Da Endometriose und Zyklusschmerzen eng mit deinem Hormonsystem verbunden sind, überprüfe ob du hormonell im Gleichgewicht bist.
  • Wie sieht es mit deinem Vitamin-D Spiegel aus? Vitamin-D wirkt antientzündlich und unterstützt dein Immunsystem, besonders in Deutschland leiden immer noch viele Menschen an einem Mangel, vor allem im Winter solltest du auf deinen Vitamin-D Spiegel achten und bei Mangel supplementieren.
  • Magnesium! Magnesium wirkt krampflindernd und die Einnahme von Magnesium steht im Zusammenhang mit einem verminderten Endometriose-Risiko.
  • Und zu guter Letzt… Hör auf deinen Körper, durch Einnahme von Pille, Schmerzmitteln und Co, verlieren wir den Bezug zum eigenen Körper, können auf Unregelmäßigkeiten schlechter reagieren und schieben die Probleme vor uns her. Apropos Pille: Klar, durch die Pille reduzierst du die Endometriose-Symptome, weil du deinen natürlichen weiblichen Hormonzyklus abschaltest – alle Ursachen, die auch zu Endometriose führen, laufen aber weiter und treiben im Hintergrund (unbemerkt über Jahre?) ihre Schindluder weiter. Ein ganzheitlicher und nachhaltiger Ansatz wird dir auf lange Sicht die besten Erfolge liefern und deine „ganzheitliche“ Gesundheit wiederherstellen. Dein Körper wird sich freuen!

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Deborah Rittwagen

Quellen:
[1] Zhang, Jun-Ming, and Jianxiong An. “Cytokines, inflammation, and pain.” International anesthesiology clinics vol. 45,2 (2007): 27-37. doi:10.1097/AIA.0b013e318034194e

[2] Zhu, Tian-Hong et al. “Mast cell stabilizer ketotifen reduces hyperalgesia in a rodent model of surgically induced endometriosis.” Journal of pain research vol. 12 1359-1369. 29 Apr. 2019, doi:10.2147/JPR.S195909

Helbig, Martina et al. “Does Nutrition Affect Endometriosis?.” Geburtshilfe und Frauenheilkunde vol. 81,2 (2021): 191-199. doi:10.1055/a-1207-0557

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