Endometriose – die Basics

von | Mrz 28, 2024 | Frauen, Hormone | 1 Kommentar

Endometriose bezeichnet eine gynäkologische östrogen-abhängige Erkrankung, bei welcher Gebärmuttergewebe außerhalb der Gebärmutter angesiedelt wird und dort Entzündungen, Narben und Adhäsionen verursacht. Die Symptome sind abhängig von der Lage der Endometrioseherde.

Das Ausmaß der Endometriose wird anhand von Scores (rASRM und ENZIAN) eingeteilt. Ein hoher Score muss aber keine starken Symptome auslösen und umgekehrt.

Symptome treten meistens während der monatlichen Periode auf. Betroffene Frauen leiden an teils starken Schmerzen, bis hin zur Ohnmacht. Da es auch zu Endometrioseherden in Darm, Blase, Lunge und sogar im Gehirn kommen kann, ist eine Diagnosestellung oft schwierig und kann lange dauern. Die Diagnose wird u.a. über gynäkologische Untersuchungen, MRT-Bilder, aber sicher letztendlich über eine Bauchspiegelung gestellt.

Inzwischen, auch weil immer mehr Frauen an Endometriose leiden, rückt dieses Krankheitsbild mehr in die Öffentlichkeit. Viel zu oft aber, werden starke Schmerzen während der Periode noch als „normal“ abgetan.

Merke

Starke Schmerzen während der Periode, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Schmerzen beim Stuhlgang, sowie starke Verdauungsprobleme während und um die Periode sind nicht normal und müssen abgeklärt werden.

Warum entsteht Endometriose?

Um zu verstehen wie wir eine Erkrankung behandeln können, müssen wir zunächst verstehen wie sie entsteht. Die Entwicklung einer Endometriose ist in der Schulmedizin noch nicht abschließend geklärt. Studien geben zwar Hinweise, aber eine valide Aussage ist, durch die Komplexität nur schwer zu treffen. Aus eigenen Erfahrungen und durch Erfahrungen von Patienten werde ich deswegen im Folgenden meine eigene Meinung mit einfließen lassen. Natürlich stütze ich mich in Kernaussagen trotzdem auf Studienergebnisse aus aktuellen Forschungen. Schreib mir gerne einen Kommentar wie deine Erfahrung und deine Meinung, bezüglich des Themas ist. Und übrigens, ein Blogartikel ist zu wenig für diese Krankheit, deswegen wird hier nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt. Man könnte ganze Bücher über nahezu jeder Erkrankung füllen – das ist auch das Schwierige am bloggen, du weißt nie wann es genug ist und würdest gerne noch viel mehr dazu schreiben.

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Es gibt unterschiedliche Theorien die eine Entstehung erklären würden. So z.B. die Theorie der retrograden Menstruation, dabei fließt Blut in die falsche Richtung, über die Eileiter in den Bauchraum[1]. Dieses Phänomen scheint aber viele Frauen zu betreffen und führt nicht zwangsläufig zu einer Endometriose. Das Wachstum von Endometrioseherden wird aber wohl durch IGF-1 (insulin-like-growth-factor 1) gefördert. IGF-1 ist ein Hormon, welches das Wachstum und die Reifung von Zellen steuert – das erhöht sich z.B. bei einer Insulinresistenz. Zudem wird Endometriose gefördert durch Entzündungsfaktoren wie ROS (reactive oxygen species), TNF-alpha (tumor nekrose Faktor alpha) und IL-6 (Interleukin 6) – diese Botenstoffe sind z.B. bei niedriggradigen systemischen Entzündungen erhöht. Auch welche Fette wir aufnehmen, hat Einfluss auf Entzündungsprozesse[2].

Entzündung und Östrogen!

Einfach gesagt bedeutet das, je mehr entzündliche Prozesse im Körper, desto höher die Wahrscheinlichkeit eine Endometriose zu entwickeln. Was fördert entzündliche Prozesse noch? Stress, Überlastung, Krankheit, Darmprobleme, Bewegungsmangel, Schlaf- und Melatoninmangel, Vitamin-D-Mangel und weitere Nährstoffmängel, sowie ein Überschuss an Kalorien! Das sind also alles Faktoren, welche potenziert zu Erkrankungen aller Art – und bei Frauen auch zu Endometriose führen können.

Wie bereits erwähnt ist Endometriose östrogenabhängig und häufig wird bei einer bestehenden Endometriose auch eine Östrogendominanz festgestellt. Eine Östrogendominanz, also zu viel Östrogen, ist ein immer größer werdendes Problem bei Frauen, aber auch bei Männern. Zum einen sind wir durch unsere Umwelt immer mehr Östrogenen ausgesetzt (Plastik, Kosmetik, Wasser usw.) und zusätzlich findet ein Teil der Östrogenbildung im Fettgewebe statt, je dicker unsere Gesellschaft wird, desto mehr Östrogendominanz! Östrogen könnte das Wachstum von Endometrioseläsionen anfeuern[3], also nicht nur bei der Entstehung, sondern auch bei der Unterhaltung der Krankheit ein großer Faktor sein.

Merke

Ein Hormonungleichgewicht ist ein Hauptfaktor für die Entstehung von Endometriose. Östrogen, Insulin und vielleicht auch Cortisol (Resistenz?).

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Klar ist inzwischen, dass Endometrioseherde zu Darmproblemen führen können, dies liegt an der spezifischen Lage der Herde, meistens im Enddarm. Dadurch kommt es während der Monatsblutung zu Schmerzen, Probleme beim Stuhlgang, Verstopfung oder Durchfall. Aber Darmprobleme könnten auch ein großer Teil der Endometrioseursache sein!

Einige Studien geben inzwischen auch Hinweise, dass Endometriose das Darmmikrobiom beeinflussen könnte und umgekehrt[4]. Wie genau das ganze beim Menschen funktioniert ist, aufgrund der teils der Komplexität und fehlenden guten Studien noch nicht ausreichend geklärt.

Studien an Tieren zeigten, Endometriose führte zu einer verschlechterten Darmflora, unter anderem waren Gramm-Negative Bakterien und Laktobazillen reduziert. Die Studien legen außerdem nahe, dass Darmbakterien Endometriose-Herde fördern könnten[5].

Behandlung?

Endometriose wird oft mit verschiedenen Hormonpräparaten, wie der Pille behandelt, bzw. in Schach gehalten. Dabei soll erreicht werden, dass Östrogenlevel auf einem niedrigen Level gehalten werden und die Gebärmutterschleimhaut nicht stark aufgebaut wird, wie in einem natürlichen Zyklus. Um dies zu erreichen wird teilweise auch empfohlen, die Pille durchzunehmen. Die Beschwerden können dadurch oft gemindert werden. Da die Pille aber auch für eine Reihe an Nebenwirkungen verantwortlich ist, ist die alleinige Behandlung oft nicht sinnvoll[6].

Schulmedizinisch wird bei starken Beschwerden auch operiert, um Endometrioseherde zu entfernen. Dies kann bei großen Läsionen und starken Störungen, z.B. im Darm- oder Blasenbereich auch sinnvoll sein, stellt jedoch keine „Heilung“ dar. Häufig kommt es zu einer zeitweisen Reduzierung der Symptome und zu Rezidiven.

Deborah Rittwagen, Endometriose Basics

Meine Meinung?

Endometriose ist eine multifaktorielle Erkrankung und sollte ursächlich(er) behandelt werden. Natürlich leiden betroffene Frauen stark unter den Schmerzen, in manchen Fällen kann eine Operation helfen. Wenn du betroffen bist, hole dir auf jeden Fall eine zweite Meinung dazu ein! Ich habe meinen Op-Termin damals abgesagt, weil ich davon überzeugt war, die Probleme selber in den Griff zu bekommen. Das hat aber einige Zeit gedauert. Heute, einige Jahre später, habe ich kaum noch Symptome, oder kann diese meinem Verhalten im Zyklus zuordnen. Was mir dabei unter anderem geholfen hat? Mich mit meinem Zyklus zu beschäftigen, meine Ernährung auf mich anzupassen, meine Darmgesundheit wiederherstellen und meinen Stresspegel reduzieren. Die oben beschriebenen (ursächlichen) pathophysiologische Prozesse, stellen z.B. mögliche Ziele für lösungsorientiertere Interventionen dar.

Hast du Erfahrungen mit dem Thema? Schreib mir gerne einen Kommentar.

Deborah Rittwagen

Quellen:

[1] Tsamantioti ES, Mahdy H. Endometriosis. [Updated 2022 Sep 6]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2022 Jan-. Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK567777/?report=classic

[2] Arab, Arman et al. “Food groups and nutrients consumption and risk of endometriosis: a systematic review and meta-analysis of observational studies.” Nutrition journal vol. 21,1 58. 22 Sep. 2022, doi:10.1186/s12937-022-00812-x

[3] Chantalat, Elodie et al. “Estrogen Receptors and Endometriosis.” International journal of molecular sciences vol. 21,8 2815. 17 Apr. 2020, doi:10.3390/ijms21082815

[4] Miyashira, Carlos H et al. “The microbiome and endometriosis.” Reproduction & Fertility vol. 3,3 R163–R175. 14 Jul. 2022, doi:10.1530/RAF-21-0113

[5] Svensson, Agnes et al. “Associations Between Endometriosis and Gut Microbiota.” Reproductive sciences (Thousand Oaks, Calif.) vol. 28,8 (2021): 2367-2377. doi:10.1007/s43032-021-00506-5

[6] Chantalat, Elodie et al. “Estrogen Receptors and Endometriosis.” International journal of molecular sciences vol. 21,8 2815. 17 Apr. 2020, doi:10.3390/ijms21082815

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1 Kommentar

  1. Super guter Blog zum Thema Endometriose. Er hat mir weiterhelfen können, Zusammenhänge zu verstehen, besonders in Verbindung mit dem darm. Ich werde ihn meiner Schwester weiterleiten. Merci!

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