Gibt es den perfekten Partner?
Perfekt ist gar nichts, aber wen wir uns aussuchen bestimmen wir nicht ganz allein. Eine erfüllte Partnerschaft ist mehr als nur Sympathie füreinander. Sie bedeutet viel Arbeit. Arbeit an den eigenen Problemen, an Differenzen und Gemeinsamkeiten, sie bedeutet gemeinsam Grenzen definieren, Erlebnisse teilen, Zeit für den anderen schaffen, in einer schnelllebigen Zeit Vertrauen finden, sich Einlassen können und sich jeden Tag neu für den anderen zu entscheiden. Doch neben sozialen Kompetenzen reden auch unsere Gene und Hormone noch ein Wörtchen mit.
Einfluss auf die Partnerwahl haben unter anderem genetische Faktoren. MHC bzw. Major Histocompatibility Complex, sind Gene, welche unter anderem für unser Immunsystem eine Rolle spielen. Proteine die vom MHC codiert werden, befinden sich auf allen Zelloberflächen und unterscheiden zwischen „fremd“ und „selbst“. Menschen und Tiere können am Geruch eines potentiellen Partners quasi „er-riechen“ ob dieser MHC-Gene Besitzt, welche die eigenen ergänzen würden.
Wer immungenetisch zu ähnlich ist, riecht schlecht für uns.
Die Zufriedenheit in einer Partnerschaft und auch die Erfüllung sexueller Bedürfnisse ist scheinbar abhängig vom MHC. Je unterschiedlicher der MHC von zwei potentiellen Partnern, desto besser konnten Bedürfnisse in einer Beziehung befriedigt werden und scheinbar haben die Gene auch Einfluss auf unseren Kinderwunsch. Nicht zuletzt ist auch die Gesundheit unserer Nachkommen abhängig von der Kompatibilität unserer Gene.
Frauen scheinen übrigens sensibler auf den Geruch zu reagieren, eventuell liegt das am höheren Einsatz, bzw. dem höheren Risiko, das durch eine Schwangerschaft entsteht.
Der weibliche Körper hat Superkräfte!
Er kann neues Leben erschaffen und wie bei jedem anderen Lebewesen, sind auch wir auf Fortpflanzung ausgelegt. Im Gegensatz zum männlichen Geschlecht durchlaufen Frauen einen monatlichen Tanz der Hormone. Das auf und ab von Östrogen und Progesteron, sorgt für die Reifung der Eizelle und schließlich, in der Mitte des Zyklus, wird der Eisprung ausgelöst. In dieser Zeit, ca. 24 Stunden lang, ist die Frau fruchtbar.
Während dem Eisprung kommt es durch Östrogen zu einer Veränderung des Geruchssinn und Frauen wirken in diesem Zeitraum auch attraktiver auf potentielle Partner (ob das an unserem erhöhten Selbstbewusstsein und Ausstrahlung während dieser Zeit liegt?). Während dieser Phase suchen Frauen tendenziell Partner mit hohem Testosteronspiegel und männlichen Attributen. Das alles ist von der Natur so eingerichtet, damit möglichst starke und gesunde Nachkommen gezeugt werden können. Der Eisprung ist quasi die Balzphase für Menschen.
Die Frau von heute möchte natürlich selber kontrollieren wann – und ob sie schwanger wird.
Die immer noch beliebteste Verhütungsmethode dabei, ist die Pille. Was aber hat die Pille mit unserer Partnerwahl zu tun?
Hormonelle Verhütungsmittel greifen gewaltig in den physiologischen Zyklus ein! Die weiblichen Geschlechtshormone werden auf einem beständigen niedrigen Level gehalten, die ovariellen Hormone werden gehemmt und das Hormonprofil wird verändert. Ziel ist natürlich eine Unterdrückung des Eisprung, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Gleichzeitig wird Testosteron supprimiert, was das sexuelle Verlangen verringert. Die physiologischen Ausschläge der Hormone bleiben so aus. Mehrere Studien zeigen, dass durch die Einnahme der Pille, auch Einfluss auf die Partnerwahl genommen werden könnte.
Frauen die initial, während der Partnerwahl die Pille nahmen, konnten z. B. häufig nach Absetzen der Pille, weniger Anziehung für den gewählten Partner verspüren, bzw. verspürten während dem Eisprung mehr Anziehung für andere Männer. Unterschiedliche Hormonelle Verhütungsmethoden zeigten aber unterschiedliche Auswirkungen. In einer Studie sollten Frauen Gesichter am Computer so anpassen, dass sie diese attraktiv fanden. Die Hälfte der Frauen begann dann mit der Einnahme hormoneller Verhütung. Drei Monate später wurde erneut getestet, diesmal präferierten die Frauen, welche hormonelle Verhütung einnahmen, deutlich weiblichere Gesichtszüge als zuvor. Die Forscher gehen davon aus, dass Frauen mit niedrigem Östrogenlevel, sich eher weniger männliche (niedrigeres Testosteron) Partner aussuchen, als Frauen mit einem physiologischen Zyklus und normalen Östrogen Leveln.
Natürlich wird eine Partnerschaft nicht ausschließlich über den Geruch und Hormone bestimmt, dennoch – ob wir „jemanden riechen können“ hat einen großen Stellenwert. Beim Kennenlernen sind es oft die ersten Sekunden, die entscheiden ob wir jemanden attraktiv finden, oder nicht. Hormonelle Veränderungen können in ungeahnter Weise auf unsere Wahrnehmung Einfluss nehmen und stehen in Verdacht die Partnerwahl zu beeinflussen.
So gibt es zwar nicht den „perfekten Partner“, aber wohl doch den genetisch perfekten Lebensgefährten und den können wir riechen.
Quellen:
Kromer, J et al. “Influence of HLA on human partnership and sexual satisfaction.” Scientific reports vol. 6 32550. 31 Aug. 2016, doi:10.1038/srep32550
Little, Anthony C et al. “Oral contraceptive use in women changes preferences for male facial masculinity and is associated with partner facial masculinity.” Psychoneuroendocrinology vol. 38,9 (2013): 1777-85. doi:10.1016/j.psyneuen.2013.02.014
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